Der Start des Encodings steht nun kurz bevor. Den Videoencoder H müssen wir noch konfigurieren und dann einen Kompressionstest durchführen (nur beim 2-Pass-Verfahren), mit dem wir endlich einen wirklich brauchbaren Anhaltspunkt für die Qualität erhalten. Wenn wir gut geschätzt haben, bestätigt der Test unsere Einstellungen. Wenn nicht, müssen wir eben noch ein bisschen anpassen.
Über den Videoencoder-Link im Konfigurationsabschnitt auf der rechten Seite des StaxRip-Hauptfensters wählen wir den gewünschten Videocodec. Abhängig von der Encodingmethode H benötigen wir ein Profil direkt aus der ersten Ebene des Menüs (1-Pass) oder aus dem Untermenü 2pass.
Ist die endgültige Größe unseres Films mit der gewählten Anzahl an CDs/DVDs fest vorgegeben, benötigen wir zwei Codierdurchgänge, um diese Größe exakt zu treffen. Interessiert uns hauptsächlich die Qualität, ohne dass wir eine bestimmte Größe erreichen wollen, reicht ein einzelner Encodingdurchgang. Die beiden Devices-Untermenü enthalten Profile, die die Einschränkungen verschiedener Hardware-Player berücksichtigen.
x264 können wir sehr komfortabel direkt im StaxRip-Hauptfenster konfigurieren. Wir wählen zuerst aus dem Encodermenü je nach Encodingmethode eines der 1-Pass-CRF- oder 2-Pass-Profile aus. In der Box direkt darunter bietet uns StaxRip alle nötigen Optionen an.
Mit einem Rechtsklick auf Quality stellen wir im 1-Pass den gewünschten CRF-Wert ein. Die Auswahl im Menü reicht von 18 bis 26, was für jeden Qualitätsanspruch ausreichen sollte.
Die beiden Punkte Preset und Tune bilden eins zu eins das Vorlagensystem von x264 ab, mit dem wir uns im x264-Kapitel schon ausführlich beschäftigt haben. Unter Preset regeln wir die Geschwindigkeit des Encodings – je langsamer, desto kleiner die Datei (1-Pass) oder desto höher die Qualität (2-Pass). Medium ist ein guter Kompromiss auch für langsame Computer, Slow oder sogar Slower sind aber eher empfehlenswert. Zum Vergleich: mein 3-GHz-Rechner mit vier CPU-Kernen encodiert mit dem Slow-Preset die volle DVD-Auflösung mit knapp unter 30 fps. Tune stimmt die x264-Konfiguration auf bestimmte Typen von Quellmaterial oder andere spezielle Anforderungen ab. Das Standardtuning ist sicherlich Film, das wir für normale Kinofilme und auch 3D-Animationen à la Pixar verwenden. Animation ist eine gute Wahl für Zeichentrickmaterial, und mit Grain können wir auch heftig verrauschte Filme encodieren, ohne dass aus dem Rauschen ekelhafter Artefakte-Müll wird. Der Preis dafür ist allerdings ein deutlich höherer Bitratenbedarf, also Vorsicht im 2-Pass bei knapper Zielgröße.
Mit Device können wir schließlich das Encoding auf die Anforderungen bestimmter Hardwareplayer anpassen. Mehr Details müssen wir zur Konfiguration von x264 nicht beachten. Im Gegenteil, wenn wir keine gute Vorstellung davon haben, was einzelne Optionen tun, sollten wir von manuellen Einstellungen besser die Finger lassen. Zu groß ist die Gefahr, damit die Qualität nicht nach oben sondern nach unten zu drehen.
Auch falls wir selbst Hand anlegen wollen, ist es sinnvoll, mit den Vorlagen eine Konfiguration einzustellen, die unseren Wünschen nahe kommt. Für die dann noch nötigen Veränderungen rufen wir mit einem Klick auf Config Codec den Konfigurationsdialog auf. Die x264-Referenz aus dem Hintergrundwissen ist bestens geeignet, um den Dialog zu erklären, denn StaxRip nimmt uns in beide Richtungen die Zuordnung zwischen CLI-Parametern und GUI-Option ab.
Wenn wir die Maus auf eine Einstellung im Konfigurationsdialog bewegen und kurz dort stehen lassen, öffnet sich eine Sprechblase mit dem dazugehörigen Parameter für die Kommandozeile. Anders herum können wir unten links im Dialog mit dem Search-Feld nach einem bestimmten Parameter suchen oder einen über die GoTo-Liste direkt auswählen. StaxRip springt dann zur passenden Stelle im Dialog.
Xvid und DivX bieten grundsätzlich die gleichen Möglichkeiten wie x264: sowohl 1-Pass als auch 2-Pass H sind möglich. Beide Encoder haben eine grafische VfW-Oberfläche für die Konfiguration, die von StaxRip verwendet wird. In den Kapiteln Xvid VfW und DivX VfW haben wir uns darüber schon ausführlich unterhalten.
Die Codec-Dialoge erreichen wir über die Konfigurationsliste auf der rechten Seite des StaxRip-Hauptfensters. Im 2-Pass-Verfahren stellen wir den Encoder sowohl für den First Pass als auch den Second Pass identisch ein. Auch die Konfiguration für den Compressibility Check sollte genauso aussehen wie für den restlichen Film. Anstatt den Encoding-Modus für 1st oder 2nd Pass übernehmen wir allerdings den von StaxRip schon eingestellten Modus, der für den Kompressionstest stimmt. Für Xvid heißt das Single Pass mit einem Target Quantizer von 2. Für DivX achten wir auf 1-pass quality based mit einem Target Quantizer von 2.
Ein 1-Pass-Encoding funktioniert prinzipiell genauso. Lediglich haben wir nur einen Durchgang zu konfigurieren und der Kompressionstest fällt weg.
Dieser Abschnitt ist nur fürs 2-Pass-Encoding relevant. Der Kompressionstest ist das einzige Mittel, um einen einigermaßen zuverlässigen Qualitätsindikator zu erhalten, der die Komplexität jedes Films berücksichtigt. Der Nachteil ist der, dass es sich nicht um eine reine Berechnung handelt, sondern ein Stück des Films (standardmäßig 5%) encodiert werden muss. Das dauert natürlich einige Minuten, doch die sollten wir uns gönnen. Denn auch mit einiger Erfahrung kann die Pi-mal-Daumen-Technik, mit der wir bisher Zielgröße, Auflösung usw. festgelegt haben, versagen. Besser die paar Minuten für den Kompressionstest investiert als dass wir hinterher mit mieser Qualität dastehen und den ganzen Film noch einmal encodieren müssen.
Gestartet wird der Kompressionstest über den entsprechenden Eintrag in der Konfigurationsliste.
Ein Klick auf Run Compressibility Check führt den Test durch, und StaxRip reduziert sich so lange auf ein Statusfenster. Nach dem Test werfen wir einen Blick in den Target-Abschnitt.
Unter Quality steht dort nun ein Prozentwert, der mit dem Test ermittelt wurde. Der sinnvolle Bereich reicht in etwa von 50 bis 90 Prozent für x264 und von 60 bis 90 Prozent für Xvid und DivX.
Bei zu wenigen Prozenten müssen wir entweder Platz schaffen (kleinere Audiospuren, höhere Zielgröße) oder die Auflösung verringern. Bei zu hohen Werten können wir umgekehrt die Auflösung erhöhen oder Platz »verschwenden«. Vielleicht reicht es doch für die unveränderte AC-3 oder eine zusätzliche Tonspur. Wer noch auf CDs encodiert, kann im glücklichsten Fall sogar einen Datenträger einsparen. Noch einmal ins Kapitel zur Zielauflösung zu schauen, kann an dieser Stelle nicht schaden.
100% steht ungefähr für die Sättigungsgrenze des Encoders. Wenn wir ein Encoding mit einem Quality-Wert von um die 100 Prozent oder sogar darüber starten, dürfen wir damit rechnen, dass die Zieldatei kleiner als gewollt wird.
Auch für anamorphe Encodings kann der Kompressionstest als Qualitätsindikator dienen. Durch den Kompressionsvorteil, den der Verzicht aufs Resizing mit sich bringt, können wir die sinnvolle Untergrenze sogar noch etwas senken.
Alle Einstellungen sind nun erledigt, beim 2-Pass liegt der Compcheck-Wert im sinnvollen Bereich, besonders die Container-Konfiguration ist noch ein letztes Mal kontrolliert – dann sind wir bereit zum entscheidenden Klick.
Eventuell sind es doch mehrere Klicks, denn zuerst klicken wir ganz unten rechts im StaxRip-Fenster so oft auf Next, bis das Joblist-Fenster erscheint.
Hier schließlich passiert der endgültige Klick auf den fetten Start!-Button. Anschließend können wir uns zurücklehnen und Kaffee aufsetzen.