Zum Inhalt springen

Brother Johns Encodingwissen

Wechseln zu: Inhalt, Abkürzungen

Die Untertitelformate

Als Untertitel bezeichnet man i.d.R. Text, der während der Wiedergabe zu einem genau definierten Zeitpunkt eingeblendet wird. Auf Anhieb bringt man das meistens mit den Dialoguntertiteln für Hörgeschädigte oder der Übersetzung von fremdsprachigen Filmen in Verbindung; nichts, was man unbedingt beachten müsste. Das entspricht aber nicht ganz der Realität. Untertitel sind weit mehr, so dass wir sie bei keinem professionellen Encoding einfach ignorieren dürfen.

Technische Untertitelformate

Von der technischen Seite her gesehen haben wir es mit drei Arten von Untertiteln zu tun.

Notwendige und weniger notwendige Untertitel

Bleiben wir bei den beiden ausblendbaren Formaten. Sinn ist natürlich unter anderem der, dass wir beim Abspielen entscheiden können, ob wir die Untertitel sehen wollen oder nicht. Meistens lassen wir sie wahrscheinlich ausgeschaltet, denn schließlich hört man ja die Audiospur und muss die gleichen Dialoge nicht noch mitlesen.

Die Texteinblendung ist also meistens entbehrlich. Das gilt jedoch nicht immer. Untertitel können alle möglichen Informationen enthalten und sind nicht darauf beschränkt, die Dialoge wiederzugeben. Die Zeitangaben bei Spy Game beispielsweise sind Untertitel. Das ist die einfachste Möglichkeit, um zur deutschen Audiospur die Uhrzeiten im gewohnten 24-Stunden-Format einzublenden und für die englische Audiospur das passende 12-Stunden-Format mit A.M. und P.M. zu verwenden. Eine ähnliche Situation haben wir bei Filmen, deren Schauplätze über die ganze Welt verteilt sind. Springen wir gerade z.B. nach Frankreich, kann mit Untertiteln für die deutsche Audiospur »Frankreich« eingeblendet werden, für die englische »France« usw.

Untertitel dieser Art sind nicht mehr entbehrlich, sondern manchmal für das Verständnis des Films sogar wichtig. Das gilt auch für manche Dialoge, z.B. Übersetzungen von Fremdsprachen. The Lord of the Rings braucht Untertitel für die elbischen Passagen, The Sum of All Fears braucht sie noch dringender für die umfangreichen russischen Dialoge. Weil diese Art Untertitel so notwendig ist, sollen sie auch auf jeden Fall angezeigt werden, ganz egal ob wir die Untertitelanzeige aktiviert haben oder nicht.

Ein solcher Mechanismus existiert auf der DVD in Form von Zwangsuntertiteln (Forced Subs). So ist sichergestellt, dass uns wichtiger Text nicht durch die Lappen geht. Forced Subs treten in zwei Varianten auf.

Untertitel im Encoding

Nun stehen wir vor der Wahl, welche Untertitel im endgültigen Film vorhanden sein sollen. Eines ist klar: Zwangsuntertitel sollten wir nie weglassen, weil die für das Verständnis des Films wichtig sein können. Dialog-Untertitel dagegen sind hauptsächlich für Dinge wie Originalton mit Untertiteln interessant. Im Normalfall können wir auf die auch ganz gut verzichten.

Die nächste Entscheidung betrifft das Format der Untertitel im fertigen Film. Auf der DVD sind sie, wie schon erwähnt, als Grafiken gespeichert, die über dem Video eingeblendet werden. Für unseren fertigen Film gibt es drei Möglichkeiten, Untertitel zu übernehmen:

Wann ist denn was sinnvoll? Das kommt sehr darauf an, wie unser fertiger Film aussehen soll. Wenn wir uns auf eine Tonspur beschränken, können wir Zwangsuntertitel (wenn der Film solche hat) der Faulheit halber fest ins Bild einbrennen. Bei mehreren Tonspuren in verschiedenen Sprachen bietet sich auch hier das dynamische Einbinden an, um später die Untertitel passend zur jeweiligen Sprache vorrätig zu haben. Entbehrliche Dialog-Untertitel sollten wir ohne sehr guten Grund niemals einbrennen.

Dynamische Untertitel haben auf jeden Fall den Vorteil, dass sie in den meistens vorhandenen schwarzen Balken unter- oder oberhalb des Videos angezeigt werden können. Das steigert die Lesbarkeit und überdeckt keinen Teil des Bildes. Dazu kommt, dass eingebrannte Schrift notwendigerweise harte Kanten hat, die einiges an Bitrate schlucken. Dynamische Untertitel sind davon nicht betroffen.

Vobsubs in Text umzuwandeln ist mit einigem Aufwand verbunden, hat aber auch seine Vorteile. Grafikuntertitel werden fast nie in ihrer ursprünglichen Größe angezeigt, da wir den Film zoomen müssen, um ihn im Vollbild anzuschauen. Das geht zu Lasten der Textqualität und senkt die Lesbarkeit. Ein Textuntertitel kann dagegen scharf und einwandfrei lesbar mit jeder beliebigen Schrift in jeder beliebigen Größe dargestellt werden. Wenn wir auf kompromisslose Qualität Wert legen, führt deshalb an Textuntertiteln kein Weg vorbei.

Soweit zur Theorie der Untertitel. Die Realität hält beim Auslesen, Umwandeln und Abspielen noch den einen oder anderen kleinen Stolperstein bereit. Wie wir damit umgehen, das ist Thema im entsprechenden Praxiskapitel.