Mit sämtlichen Videocodecs werden wir uns im Encodingwissen nicht beschäftigen. Viele sind zu unwichtig und für viele fehlt mir die Erfahrung. Deshalb konzentrieren wir uns im Praxisteil auf die großen drei: Xvid, DivX und x264.
So heißt der gehackte MS MPEG4v3-Codec. Der Hack bestand darin, den Codec von seiner Bindung an den nachteiligen ASF-Container zu befreien. Im Gespann mit Nandub (was dann unter der Bezeichnung SBC läuft) hat DivX 3 die Massenbewegung um digitales Video ausgelöst. Das SBC-Encoding ist gerade für Anfänger unübersehbar kompliziert und bietet schon lange keine optimale Qualität mehr. Wegen seines Charakters als Hack einer Microsoft-Software steht der Codec zusätzlich mit mindestens einem Bein in der Illegalität.
Aus historischen Gründen ist es angebracht, DivX ;-) zu erwähnen. Für den praktischen Einsatz ist er heutzutage unbrauchbar. Deswegen werden wir uns nicht weiter damit beschäftigen.
Der offizielle und legale Nachfolger von DivX ;-) ist von Grund auf neu programmiert und wird kommerziell von DivX Inc. vertrieben (aktuell in der 6er-Generation). Seine Stärke liegt in der einfachen Konfiguration; doch auch in Sachen Geschwindigkeit und Qualität hat er sich inzwischen auf das Niveau seines ewigen Konkurrenten Xvid hochgearbeitet.
Mit zertifizierten Profilen und Partnerschaften zu Hardwareherstellern hat DivX Inc. ganz deutlich den Wohnzimmerplayer und den weniger erfahrenen Anwender als Zielgruppe im Auge.
In Zeiten von DivX 4 hat sich Xvid als eigenständiges Projekt abgespalten. Der Codec ist nichtkommerziell und sein Quellcode auf Xvid.org jedermann zugänglich. Dank eines Teams von enthusiastischen und verdammt fähigen Programmierern hatte er sich längere Zeit deutlich von seinem Kollegen DivX abgesetzt, was heute so klar nicht mehr gilt. Xvids Vorteil liegt in der Fülle der Optionen, die eine äußerst detailgenaue Anpassung der Konfiguration ermöglichen. Allerdings kann sich gerade der Anfänger leicht zwischen den vielen Einstellungen verirren.
Früher hieß der Codec XviD (mit großem D). Die neue Schreibweise Xvid gilt seit dem Redesign der Xvid.org-Website Anfang November 2006.
X264 verwendet genauso wie Xvid und DivX den MPEG-4-Standard, allerdings einen anderen Teil: Part 10 (AVC). AVC ist zur Zeit das Beste, was MPEG-4 in Sachen Videocodierung zu bieten hat. Wie viel Potenzial darin steckt, sieht man am Doom9-Codecvergleichstest aus dem Jahr 2005, bei dem x264 schon ganz vorne mitspielte. Seitdem hat der Codec noch einmal deutlich zugelegt und stellt aktuell den vielleicht besten AVC-Encoder überhaupt dar.
x264 wird genauso wie Xvid als Open-Source-Projekt entwickelt. Da die Entwicklung zeitweise rasant voranschreitet, sollte man sich regelmäßig um eine aktuelle Version kümmern.
Wer sich wenig Gedanken machen will – zwei oder drei Optionen einstellen und loslegen – der ist mit DivX gut beraten. Xvid und besonders x264 eignen sich dagegen für alle, die sich an der Detailkonfiguration so richtig austoben wollen.
Qualitativ hat x264 die Nase vorn. Gerade bei niedrigen Bitraten ist der Vorteil den beiden ASP-Codecs gegenüber kaum zu übersehen. Je höher die Bitrate, desto geringer wird der Vorsprung und die Nachteile des H.264-Formats erhalten mehr Gewicht. Die neue Technologie braucht zum Encoding spürbar länger und verlangt beim Abspielen genauso mehr Prozessorleistung.
Einen weiteren Punkt sollte man beachten. Der Trend zeigt fort von AVI und dem damit verbundenen VfW-Encoding-Framework. Leider bietet DivX ausschließlich einen VfW-Codec an, der entsprechend verbogene Videostreams erzeugt (siehe das Container-Kapitel). Und obwohl sich ein solcher Stream wieder gerade richten lässt, ist DivX doch deutlich auf AVI/VfW fixiert. Xvid und x264 dagegen bieten eine von VfW unabhängige Encoderversionen für die Kommandozeile, die native Streams für moderne Container erzeugen.