Xvid ist ein sehr genau konfigurierbarer Codec, man könnte Bücher darüber schreiben, wann welche Kombination von Optionen sinnvoll ist. Um den Guide nicht ausufern zu lassen, erkläre ich die einzelnen Einstellungen nur kurz. Wer tiefer einsteigen will, dem kann ich nur Selurs Wissenswertes rund um Xvid und crusty’s (englische) Xvid FAQ ans Herz legen.
Profile und deren Level schalten einzelne Optionen des Codecs frei oder sperren sie, um Konformität zu den gleichnamigen MPEG-4-Profilen zu gewährleisten. Für ein normales DVD-Backup bietet sich Advanced Simple @ L5 (Advanced Simple Profile, Level 5) an. Über den More-Button erreichen wir den Dialog für die Feineinstellungen.
Der Quantization type bestimmt die Matrix, die beim Encodieren verwendet wird. MPEG erzeugt ein etwas schärferes Bild auf Kosten der Kompression und eignet sich eher für die höhere Datenrate einer großzügigen Zielgröße. H.263 ergibt dagegen ein etwas weicheres Bild und erhöht damit die Kompression ein wenig; geeignet eher für die niedrigen Datenraten von 1-CD-Encodings. Für Backups auf einer halben DVD bevorzuge ich eine der MPEG-Custom-Matrizen von Sharktooth, und zwar meistens die EQM V3HR.
In sehr hellen und sehr dunklen Bereichen des Bilds nimmt das menschliche Auge weniger Details wahr. Das macht sich Adaptive Quantization zu nutze und komprimiert solche Bereiche stärker, um die eingesparte Datenrate an Stellen zu verwenden, die es nötiger haben. Bei geringen Bitraten macht sich das positiv bemerkbar.
Quarter Pixel erhöht die Genauigkeit, mit der Bewegungen gespeichert werden, von einem halben auf ein Viertel Pixel. Das wirkt sich positiv auf Details und Schärfe aus, deshalb sollten wir QPel normalerweise einschalten.
Global Motion Compensation versucht die Kompression zu erhöhen, indem es nach gemeinsamen Bewegungsvektoren in der Szene sucht. Zooms und Kameraschwenks bieten sich dafür besonders an. Ob GMC wirklich spürbare Unterschiede bringt, ist nicht ganz unumstritten. Inzwischen gehen die Meinungen mehr in die Richtung, dass sich GMC nicht lohnt und ausgeschaltet bleiben sollte. Ein starkes Indiz dafür ist auch, dass im technisch fortschrittlicheren AVC-Standard GMC nicht verfügbar ist.
Sowohl QPel als auch GMC bremsen nicht nur den Encoding-Vorgang, sondern benötigen auch beim Abspielen Rechenleistung. Auf alten Rechnern (500 MHz abwärts) sollten wir uns deshalb besonders den gemeinsamen Einsatz gut überlegen. Auch Standalone-Player kommen oft mit beiden nicht zurecht.
B-VOPs (technisch für B-Frames) sollten wir ohne guten Grund nicht abschalten. Max consecutive B-VOPs gibt an, wie viele B-Frames maximal direkt hintereinander stehen dürfen. Mit der Standardeinstellung 2 wäre also eine solche Bildsequenz möglich: IPBBP, bei 3 wären es dann IPBBBP usw. Wichtig: Die Einstellung definiert nur das Maximum. 2 bedeutet also nicht, dass immer zwei B-Frames hintereinander stehen. Es heißt nur, dass niemals mehr als zwei aufeinander folgen dürfen. Innerhalb dieser Grenze berechnet Xvid dann die günstigste Möglichkeit. Die Standardeinstellung ist ein sinnvoller Wert, nur für Standalone-Player müssen wir evtl. auf 1 herunter gehen.
Quantizer ratio und Quantizer offset bestimmen, wie hoch B-Frames im Vergleich zu P-Frames komprimiert werden. Die Standardwerte (2/1.5/1) sind in eine brauchbare Wahl. Für meine hochqualitativen Backups nehme ich auch gerne Didées Lieblingswerte: 2/1.63/0.
Packed Bitstream bestimmt, wie die B-Frames in der Videodatei gespeichert werden und sollte normalerweise ausgeschaltet sein. Ausnahme sind wieder einmal manche Standalones, die bei deaktiviertem Packed Bitstream gerne Probleme machen.
Damit wechseln wir zum Register Aspect Ratio.
Unter Pixel Aspect Ratio erlaubt Xvid die Angabe eines PAR, der im AR-Flag des MPEG-4-Streams gespeichert wird. Das ist nur für anamorphe Zieldateien interessant. Ein klassisches Encoding mit quadratischen Pixeln verwendet immer die Standardeinstellung Square. Die nicht-quadratischen Einträge entsprechen den Werten gemäß ITU-R BT.601. Außerdem können wir mit Custom die beiden Eingabefelder unter der Combobox aktivieren, um einen beliebigen PAR anzugeben.
Die zweite Möglichkeit ist die Angabe des Display Aspect Ratio. Bis vor kurzem hieß diese Option noch verwirrenderweise Picture Aspect Ratio, hat aber schon immer das DAR bezeichnet. Wenn wir ein DAR angeben, ist wichtig, immer ganze Zahlen zu verwenden. 2,35:1 müssten wir also als 235:100 angeben.
Damit ist dieses Fenster abgehandelt und wir können zurück in den Hauptdialog.
Mit Twopass - 1st pass stellen wir den ersten Codierdurchgang ein und rufen über den More-Button die Details auf.
Im angegebenen Stats file werden die Informationen aus dem 1st Pass gespeichert, die der 2nd Pass dann weiterverwendet. Normalerweise kümmert sich das Encoding-Frontend um den richtigen Eintrag. Full quality first pass aktiviert sämtliche eingestellten Encoder-Optionen schon im ersten Durchgang. Normalerweise sind hier einige Optionen abgeschaltet (z.B. VHQ), die nur bremsen und im 1st Pass noch nichts bringen. Die Option sollten wir nur dann einschalten, wenn wir die Videodatei des 1st Pass behalten wollen. Wollen wir aber nicht. Deshalb setzen wir auch den Haken bei Discard first pass. Xvid schreibt dann keine komplette Videodatei sondern nur ein wenig Müll. Das spart Plattenplatz.
Damit kehren wir zurück ins Hauptfenster und kümmern uns um die Zones.
Zones definieren Abschnitte innerhalb des Videos, für die unabhängig eine Reihe von Optionen definiert werden können. Offensichtlichster Anwendungsbereich für Zonen sind die Credits. Eine Zone, die sich über den ganzen Film erstreckt, existiert immer. Über den Button Zone Options gelangen wir in den Konfigurationsdialog.
Bei Start frame # tragen wir das Bild ein, mit dem die Zone beginnen soll. Für die erste Zone ist das 0, der Filmanfang. Das Ende einer Zone ist immer der Anfang der darauf folgenden oder das Ende des Films.
Zonen können entweder mit einem konstanten Quantizer (vereinfacht: Kompressionsfaktor) oder einem relativen Gewicht (Weight) versehen sein. 1.00 ist dabei der Standard. Höher gewichtete Zonen bekommen mehr Qualität zugeteilt, geringer gewichtete müssen sich mit weniger zufrieden geben. Im Normalfall können wir Weight 1.00 einfach übernehmen.
Begin with a keyframe erzwingt am Anfang der Zone ein I-Frame. Greyscale encoding verwirft alle Farbinformationen, so dass wir ein Schwarzweiß-Video erhalten. Chroma optimizer wirkt Pixeltreppchen an scharfen Kanten entgegen, bremst aber den Encoding-Vorgang etwas. Obwohl ich mir nicht sicher bin, ob es wirklich sichtbare Verbesserungen bringt, lasse ich die Option immer eingeschaltet.
Der Cartoon Mode ist nützlich bei Cartoons – wer hätte das gedacht. Cartoon heißt dabei allerdings richtig klassisch gezeichneten Zeichentrick à la Tom & Jerry oder The Simpsons. Animationen wie die Monster AG gelten für Xvid nicht als Cartoon, da sie eher die Eigenschaften eines Realfilms aufweisen.
Die BVOP sensitivity schließlich wirkt sich darauf aus, wie gern Xvid B-Frames setzt. Positive Werte ermutigen Xvid zu mehr B-Frames, negative Werte schrecken den Codec eher ab. Die 0 können wir als sinnvollen Standardwert stehen lassen.
Normalerweise definieren wir nur eine einzige Zone über den ganzen Film. Um das Einrichten einer zusätzlichen Zone für die Credits kümmert sich das Encoding-Frontend automatisch.
Über OK gelangen wir zurück in den Hauptdialog, wo wir uns im unteren Teil des Fensters um den More-Abschnitt kümmern.
Hier stellen wir das Quality Preset auf (User defined) und öffnen über den More-Button den Dialog für die Detaileinstellungen.
Die Motion search precision legt fest, wie intensiv Xvid nach Bewegungen sucht. Es gibt kaum einen Grund von 6 - Ultra High abzuweichen. 0 - None schaltet die Bewegungssuche ganz ab, was einen Film zufolge hat, der ausschließlich aus I-Frames besteht.
VHQ rechnet für die einzelnen Makroblocks verschiedene Szenarien durch und entscheidet sich dann für das mit der geringsten Anzahl Bits. Generell gilt: Jede höher der VHQ mode desto besser die Qualität und desto langsamer das Encoding. 1 oder 2 bringen im Vergleich zum Bremseffekt den höchsten Qualitätsgewinn. Ich bin Qualitätsfanatiker genug, um meistens bei der höchsten Einstellung 4 zu bleiben. Wenn wir GMC aktiviert haben, sollte VHQ nicht abgeschaltet sein.
Use VHQ for bframes too aktiviert den VHQ-Modus auch für B-Frames. Da es sich dabei immer um VHQ 1 handelt, leidet die Geschwindigkeit wenig. Zwar wären auch höhere VHQ-Modi für B-Frames möglich. Laut Xvid-Entwickler syskin würden die aber kräftig bremsen und kaum einen spürbaren Effekt auf die Qualität haben.
Use chroma motion veranlasst Xvid, bei der Suche nach Bewegung nicht nur die Helligkeitsinformationen (Luminanz) zu berücksichtigen, sondern auch die Chrominanz (Farbe). Das steigert die Genauigkeit der Ergebnisse und damit die Qualität.
Turbo ;-) beschleunigt die Berechnung von B-Frames und QPel, erreicht dadurch aber nicht immer das absolute Qualitätsmaximum. Der Unterschied ist kaum jemals sichtbar, als Qualitätsfanatiker lasse ich Turbo trotzdem meistens ausgeschaltet.
Von der Frame drop ratio sollte jeder die Finger lassen, der nicht ganz genau weiß, was er da tut. Auch das Max. I-frame interval kann problemlos auf dem Standardwert bleiben. An günstigen Stellen setzt Xvid sowieso automatisch I-Frames (Man nennt sie auch Keyframes). Ein sehr niedriger Wert macht höchstens bei Captures direkt in Xvid Sinn, die man hinterher noch schneiden will. Denn Schneiden funktioniert nur an I-Frames. Genaueres dazu steht im Kapitel über manuelles Splitting.
Im Register Quantization ist zuerst Trellis quantization interessant. Trellis »überdenkt« die einmal getroffene Quantisierungsentscheidung und versucht sie zu verbessern. Heftige Gewinne bei der Qualität dürfen wir davon nicht erwarten, andererseits bremst Trellis auch nicht besonders und kann deshalb bedenkenlos eingeschaltet bleiben.
Sämtliche Min Quantizer vom Standardwert 1 auf 2 zu setzen, ist hauptsächlich eine kosmetische Entscheidung. 1 als kleinster Quantizer ist vor allem deswegen der Standard, um das ewige Gejammer über zu klein geratene Filme ein wenig einzudämmen. Ist der Film nämlich gut genug komprimierbar, um bei maximaler Qualität den vorgesehenen Platz nicht auszunutzen, wird die Datei kleiner als angegeben. Quant 1 verschwendet in diesem Fall zusätzlich Bitrate und steigert damit die Dateigröße, ohne die Qualität weiter zu verbessern. Deswegen ist 2 der eigentlich sinnvollere Wert.
Damit begeben wir uns zurück in den Hauptdialog, wo wir über den Button unten in der Mitte die Other Options aufrufen.
Number of threads ist erst seit Xvid Version 1.2 verfügbar. Hier stellen wir ein, wie viele Threads Xvid zum Encodieren verwenden soll. Für Computer mit nur einer CPU sollten wir diesen Wert immer auf 0 belassen. Wer Hyperthreading, Dual Core oder tatsächlich ein System mit mehreren Prozessoren sein eigen nennt, muss ein wenig testen, welche Einstellung die schnellsten Ergebnisse bringt. Die Anzahl der CPUs oder CPU-Kerne ist ein guter Startwert.
Weiter unten haben wir die Möglichkeit, das Statusfenster abzuschalten, das Informationen über das gerade laufende Encoding anzeigt. Es bremst zwar kaum, aber wer nicht die ganze Zeit vor dem Rechner sitzt und die Statistiken bewundert, wird es kaum benötigen.
Und damit ist die Konfiguration des 1st Pass endlich beendet. Keine Angst, der 2nd Pass geht schneller.
Im Hauptdialog stellen wir Twopass - 2nd pass ein. In der Regel kümmert sich das Encoding-Frontend um die richtige Target size. Wenn wir sie doch manuell eingeben: Hierhin gehört die Größe der reinen Videospur, nicht die Zielgröße des kompletten Films. Der Wert ist der gleiche wie im Kapitel über die Zielauflösung beschrieben.
Ein Klick auf den More-Button bringt uns zu den Details, die wir allerdings komplett und guten Gewissens auf den Standardeinstellungen belassen können. Genauso verändern wir alle anderen Einstellungen im Vergleich zum 1st Pass nicht. Und damit ist die Konfiguration des 2nd Pass auch schon abgeschlossen.