Brother Johns Encodingwissen

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Die Audiocodecs

Die Auswahl des Audiocodecs ist im Lauf der Zeit deutlich komplizierter geworden. Die einfache alte Formel »MP3 oder bei genügend Platz AC3« gilt längst nicht mehr. Werfen wir deshalb einen Blick auf die verschiedenen Möglichkeiten.

MP3

Der Klassiker. Mit MP3 brauchen wir uns um Abspielprobleme keine Sorgen zu machen: läuft überall. Dank Lame steht ein freier und hervorragender Encoder bereit, der in der 128-kbit-Region exzellente Ergebnisse erzielt – mit Tonspuren noch mehr als mit Musik. Niedrigere Bitraten sollten wir möglichst vermeiden, da MP3 dafür schlicht und einfach nicht gemacht ist. Davon abgesehen bleibt der größte Nachteil die Beschränkung auf Stereo. Den 6-Kanal-Ton der DVD können wir mit MP3 nicht beibehalten.

Vorbis

Für Stereoton ist Vorbis der Konkurrent zu MP3, besonders bei geringer Datenrate. 80 kbit/s sind ohne Bedenken machbar, und die derzeitige Entwicklung arbeitet stark daran, Vorbis für noch niedrigere Bitraten zu optimieren.
Düsterer sind die Aussichten für Mehrkanalton. Zwar besitzt Vorbis einen Multichannel-Modus, allerdings ist der weder intensiv getestet noch wirklich ausgereift. Da die aktiven Entwickler für Verbesserungen hauptsächlich Musik und kaum Tonspuren im Hinterkopf haben, bleibt die Mehrkanalfähigkeit unbeachtet. Um qualitativ auf der sicheren Seite zu stehen, müssen wir mit AC3-ähnlichen Bitraten kalkulieren, und damit bleibt Vorbis praktisch auf Stereo beschränkt.

AAC

Advanced Audio Coding ist das »MP3 der Zukunft« und offizielles Audioformat des MPEG-4-Standards. V. a. im HE-Modus ist die Komprimierungsleistung beachtlich: 70 kbit/s für Stereo sind kein Problem und 6-Kanal-Ton gibt sich mit 160 kbit/s zufrieden. Nachteil: Gerade der HE-Modus braucht beim Abspielen einiges an Rechenleistung. Für ältere Rechner unter 500 MHz schrumpfen AACs Vorteile damit kräftig zusammen.

Der bekannteste Encoder ist sicherlich Nero, doch in jüngster Zeit macht Winamp mit einem Encoder von sich reden, der trotz Beschränkung auf CBR beste Ergebnisse liefert. Beide Encoder sind kommerziell und in Nero bzw. Winamp eingebunden. Zum Glück haben wir trotzdem die Möglichkeit, sie auch bequem und universell mit BeSweet zu verwenden.
Im Lager der freien Software sieht es in Sachen AAC-Encoder düster aus. Sehr viel mehr als FAAC existiert nicht, und der unterstützt nur LC, nicht das interessante HE, und kann qualitativ mit keinem der kommerziellen Encoder mithalten.

AC3

Im fertigen Encoding AC3 einzusetzen ist eine einfache Lösung, weil wir die Tonspur nur unverändert von der DVD übernehmen müssen. Es entfällt sowohl die Arbeit als auch der Qualitätsverlust des Transcodings, und natürlich bleibt der Mehrkanal-Ton erhalten. Großer Nachteil: AC3 ist mit 384 kbit/s oder 448 kbit/s verdammt groß, so dass wir ihn für 1-CD-Rips fast immer vergessen können. Nur wer einen DVD-Brenner besitzt, wird mit dem hohen Platzbedarf wenig Probleme haben. Allerdings muss AC3 nicht immer 6 Kanäle enthalten, auch 192-kbit-Stereo (z. B. die deutschen Tonspuren der Indiana-Jones-DVDs) oder sogar Mono (z. B. Audiokommentare) sind möglich.
Selbst AC3 in guter Qualität zu encodieren ist ohne teuren kommerziellen Encoder nicht möglich. Zwar enthält BeSweet einen Encoder namens ac3enc, dessen Qualität allerdings mehr als zweifelhaft ist.

DTS

DTS (Digital Theatre System) ist inzwischen auf DVDs recht weit verbreitet. Wie AC3 arbeitet DTS mit konstanter Bitrate, verwendet aber höhere Bitraten (768 oder 1536 kbit/s) und unterstützt einen Kanal mehr (6.1). Ohne für einen professionellen Encoder tief in den Geldbeutel zu greifen, können wir DTS nicht selbst erzeugen. Also bleibt nur, die Originalspur in den fertigen Film zu übernehmen. Die Container, die AC3 unterstützen, kommen auch mit DTS zurecht. Persönlich finde ich es allerdings blödsinnig, für eine Audiospur so extrem viel Platz zu opfern.

Manchmal taucht die Empfehlung auf, als Quelle die DTS-Spur anstelle der AC3 zu verwenden, da DTS doch eine höhere Bitrate und damit höhere Qualität hätte. So wären auch in der Zieldatei weniger Artefakte vorhanden. Das ist zwar theoretisch richtig, nur sprechen praktische Erwägungen dafür, doch AC3 zu verwenden. Der Qualitätsunterschied dürfte marginal und auf alle Fälle unhörbar ausfallen. Dazu kommt zum einen, dass sich DTS nicht so bequem wie AC3 per BeSweet umwandeln lässt. Zum anderen können wir gerade das AC3-Decoding dank Azid sehr detailliert konfigurieren, was mit DTS nicht möglich ist. Aus diesen Gründen werden wir uns um DTS als Transcodingquelle auch nicht weiter kümmern.

Empfehlung

Der passende Audiocodec hängt von einigen Faktoren ab, von denen einer sicher immer der persönliche Geschmack ist. Wichtiger ist aber erst einmal der gewünschte Film-Container. Entscheiden wir uns für AVI, müssen wir uns gleichzeitig von Vorbis verabschieden, da Vorbis nicht in AVI gemuxt werden kann. Einige Hardwareplayer haben Probleme mit VBR MP3 und AAC in AVI unterstützt soweit ich weiß keiner. Auch MP4 hat einige Einschränkungen: Vorbis und AC3 sind nicht möglich. Am unproblematischsten ist Matroska, da dieser Container ganz bequem alle angesprochenen Audioformate unterstützt.

Die nächste Frage gilt der gewünschten Anzahl Kanäle. Wollen wir, falls vorhanden, den originalen 6-Kanal-Ton beibehalten, bleibt uns praktisch nur die ursprüngliche AC3 oder AAC. Und ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass sich irgendwann doch einmal jemand im den Multichannel-Modus von Vorbis kümmert.

Als letztes sollten wir auch Qualität und Kompatibilität der einzelnen Codecs betrachten. Wer seine Encodings auf dem Standalone-Player abspielen will, wird sich wohl oder übel auf MP3 (und evtl. AC3) beschränken müssen. Davon abgesehen bietet sich MP3 nicht mehr an, denn Vorbis und AAC erreichen die gleiche Qualität bei geringeren Bitraten. Als offizielles MPEG-4-Audioformat dürfte AAC langfristig die besten Chancen haben sich durchzusetzen. Nachteil im Moment ist das Fehlen eines freien Encoders, der alle Features unterstützt. Zusätzlich stellt sich im Zeitalter der DVD±R die Frage: Warum nicht gleich AC3 behalten, wenn auf der Scheibe eh massig Platz ist? Das gilt natürlich weniger für das klassische Encoding auf ein bis zwei CDs.

Eine klare Empfehlung ist bei der heutigen Vielfalt an Formaten nicht mehr möglich. Meine persönlichen Favoriten sind HE-AAC für 5.1-Ton und Vorbis für Stereo. Seit ich den DVD-Brenner habe, schafft es aber dank genügend Platz auch immer häufiger die originale AC3 ins Encoding.

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